Inhalt
Glaube und Anarchie
Inspiriert von der Entstehungsgeschichte der realen Kathedrale von Salisbury, erzählt Die Säulen der Erde die Geschichte des Prioren Philip, der im fiktiven Ort Kingsbridge eine Kathedrale in fortschrittlicher gotischer Bauweise errichten möchte, und Tom Builders, seines Baumeisters. Mit letzterem beginnen wir das Spiel und werden Zeuge der Geburt seines dritten Kindes, im Zuge dessen allerdings seine Frau – geschwächt von Hunger und Kälte – ihr Leben lässt. So geschieht es, dass Tom Builder fortan allein für seine Familie sorgen muss, was die Aufnahme einer einträglichen Anstellung noch dringlicher macht. Doch in den Wirren des Bürgerkrieges gestaltet sich der Bau der ambitionierten Kathedrale alles andere als leicht und bleibt vom Machtkampf um den englischen Thron, von Intrigen und Verschwörungen nicht unberührt.
Ein idealer Einstieg
Fans der literarischen Vorlage brauchen nicht länger zu zögern: Daedalic ist eine erstaunlich überzeugende Adaption des monumentalen Historienromans gelungen, deren erster Teil zumindest einmal angespielt werden sollte. Das Spiel ist so zugänglich, dass selbst unerfahrene Spieler keine Probleme haben werden, das Abenteuer zu bestreiten. So ist Die Säulen der Erde nebenher ein idealer Einstieg in das Adventure-Genre für Gelegenheitsspieler ohne Vorerfahrungen.
Etwas anders verhält es sich mit Adventure-Liebhabern, die der Vorlage eher gleichgültig gegenüberstehen. Solche Spieler sollten sich der Tatsache bewusst sein, dass Die Säulen der Erde dem Ideal eines interaktiven Romans nähersteht als klassischen, rätselorientierten Point-&-Click-Adventures. So sind spielerische Herausforderungen zumindest im ersten Teil praktisch nicht vorhanden und auch die Bedienung folgt althergebrachten Adventure-Konventionen. Innovativ ist nur das Inventarsystem: Neben dem gewohnten Inventar für Gegenstände kommt ein zusätzliches Inventar für Informationen und Gedanken zum Einsatz – eine originelle Idee, die in den beiden Nachfolgern hoffentlich noch intensiver genutzt wird.
In jedem Fall dürfen sich Follett-Unkundige auf eine faszinierende und gut erzählte Geschichte mit sehr viel Tiefgang freuen, welche zwar komplex ist, aber auch ohne Kenntnisse der Romanvorlage stets nachvollziehbar und verständlich bleibt: Alle notwendigen Informationen werden im Spiel vermittelt, was zugleich bedeutet, dass Die Säulen der Erde relativ dialog- und textlastig daherkommt und vom Spieler das Lesen längerer Dokumente verlangt.
Malerisches Mittelalter
Daneben lässt Die Säulen der Erde auch akustisch keine Wünsche offen: Die Sprachausgabe ist auf Deutsch verfügbar und so exzellent, dass selbst bei längeren Dialogen kein Eindruck von Monotonie entsteht, während die stets passende musikalische Untermalung die Soundkulisse hervorragend abrundet.